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PANTOFFELHELD #02:
JOHN ZAPF

John lernte ich im Jahr 2009 auf einer Hochzeit im Piemont kennen. Es war eine ungewöhnliche, lustige Hochzeit und deshalb verwunderte es auch nicht, dass John sogar aus Los Angeles angereist kam, um als Trauzeuge eine beeindruckende Rede zu halten. Als ich ihm von mir und meinen Pantoffeln erzählte, wollte er unbedingt welche haben, mit rosaroter Borte. Das war ungewöhnlich. So ging das erste Paar über den Atlantik…

Das nächste Mal sahen wir uns wieder im Jahr 2013, als wir mit unserer Tochter einige Monate in Kalifornien verbrachten. Mittlerweile hatten Johns Mitbewohnerinnen – fünf Katzen – seine Patschen bis zur Unkenntlichkeit zerstört und er gab mir eine weitere Bestellung mit über das Meer. In meiner Vostellung passte die Kombination von Filzpantoffeln und ewiger kalifornischer Sonne nicht recht zusammen, aber ich wurde bald eines besseren belehrt. Nirgendwo sonst in meinem früheren Leben waren die Fußböden so kalt, die Wände so schlecht isoliert und ich so voller Freude über meine eigenen Pantoffeln im Koffer.

John lud uns in sein Haus an einem steilen Hang in L.A. ein, umgeben von vielen Katzen, die sich über die neuen Pantoffeln freuten, einem selbst gebauten Pizzaofen, einer Lagerfeuerstelle hinter dem Haus und von kalifornischer Wildnis mit gefährlichen Spinnen und Klapperschlangen.
Unser eineinhalbjähriges Kind fühlte sich nirgends so wohl wie auf Johns Couch mit der rosaroten Tigerdecke. Und John liebte seine Pantoffeln – er trug sie im Haus, im Garten, beim Pizzabacken. Das dritte Paar bekam er letzte Weihnachten von seinem Freund, dem Bräutigam, zugeschickt, dieses Mal in schwarz.

Mittlerweile hat er selbst eine kleine Tochter. Auch sie soll Pantoffeln bekommen. Wenn sie groß genug für Schuhgröße 24 ist.
Vielleicht kommt er mit ihr demnächst nach Wien. Vielleicht wird unsere Sehnsucht nach dieser schrägen Welt da drüben so groß, dass wir sie uns noch mal ansehen müssen.
Unsere Tochter kann sich leider nicht mehr erinnern. Aber wir reden oft von John, seinem außergewöhnlichen Haus, der besten Pizza, die wir jemals gegessen haben, vom staubigen Garten und der untergehenden Sonne von Los Angeles im Rücken.